1996
100 Jahre Leibniz-Gymnasium- Düsseldorf
Das
Leibniz-Gymnasium feierte 1996 sein 100-jähriges Bestehen.
Als fünftältestes Gymnasium der Stadt hat es eine Geschichte, die geprägt
ist von leidvollen Erfahrungen in zwei Weltkriegen, vom Zeitgeist und
sich wandelnden Bildungskonzepten, aber auch von der Entwicklung der
Stadt Düsseldorf, deren Bevölkerungswachstum und wirtschaftlicher
Aufschwung seit der Jahrhundertwende ständig neue und auch
qualifiziertere Bildungsangebote erforderten.
So entstand das
Leibniz-Gymnasium 1896 zunächst als zweite Realschule Düsseldorfs.
Verbunden mit der Gründung war der Bau eines neuen, repräsentativen
Schulgebäudes an der Prinz–Georg-Straße, nach der die Schule auch
benannt wurde: Prinz-Georg-Realschule.
Der Ausbau zum Gymnasium erfolgte stufenweise, und erst 1945 erhielt die
Schule ihren heutigen Namen: Leibniz-Gymnasium.
Das
Leibniz-Gymnasium ist heute eine moderne Bildungseinrichtung, die sich
einerseits der fundierten Wissensvermittlung verpflichtet fühlt,
andererseits den Schülern aber auch helfen will, den komplizierten
Lebensalltag, die sich ständig wandelnden Anforderungen unserer
Gesellschaft zu bewältigen.
Wesentliche Beiträge zur Öffnung der Schule in Richtung
Lebenswirklichkeit leisten z.B. internationale Austauschprogramme,
interkultureller und bilingualer Unterricht, Umbau und Modernisierung
naturwissenschaftlicher Einrichtungen sowie eine Vielzahl von
Unterrichtsmethoden und -formen. Genauer wird darüber an anderer Stelle
berichtet.
Die
Geschichte des Leibniz-Gymnasiums im Überblick
1896 - 1906:
Prinz–Georg–Realschule
Nur zehn Jahre blieb die Schule in ihrem ersten Schulgebäude; sie
musste einem Gymnasium weichen, dem Prinz-Georg-Gymnasium. Dieses wurde
bei einem der heftigsten Luftangriffe auf Düsseldorf erheblich beschädigt.
Heute sind in dem wiederhergestellten Restbau die Landesbildstelle
Rheinland und Theaterräume untergebracht
1906:
Umzug in die Scharnhorststraße
Ein neues Gebäude und ein neuer Name: Scharnhorst–Realschule
1909 – 1912:
Ausbau zur Oberrealschule
Dieser Abschluß erlaubte das Universitätsstudium in einigen Fächern.
1914 - 1918:
Der 1. Weltkrieg
Am Anfang herrschte noch große Kriegsbegeisterung. Schüler meldeten
sich zum freiwilligen Kriegsdienst, halfen bei der Truppenbetreuung, in
Lazaretten, bei der Ernte und bei Spendensammlungen.
Die zwanziger
Jahre
Der Scharnhorst-Oberrealschule wurde ein neuer Bildungszweig
angegliedert, das Reformgymnasium. Schülern dieses Bildungszweiges
standen weitere Universitätsstudien offen. Es waren friedliche Jahre,
so dass besondere Ereignisse nur angenehme waren: Exkursionen, Jubiläumsfeste,
Ausstellungen, Musikabende. Viele Veranstaltungen fanden in der
prunkvollen Aula statt, die auch eifrig von den zahlreichen Vereinen
Derendorfs genutzt wurde.
1933 - 1945
Die "Scharnhorst-Oberrealschule mit Reformgymnasium in Düsseldorf"
gelangte sehr schnell unter den Einfluß der Nationalsozialisten. Als
relativ junge "Höhere Schule" ohne humanistische Traditionen,
die auch den Fächerkanon betrafen, hatte sie als Institution kaum eine
Möglichkeit, sich gegen diese Einflussnahme, vor allem gegen die neue
Personalpolitik, zu wehren. Der unliebsame Direktor (verheiratet mit
einer Jüdin) wurde abgesetzt. An seine Stelle trat ein überzeugter
Nationalsozialist, der 12 Jahre lang das Schulleben bestimmte. Einige
Schüler und Lehrer litten erheblich darunter, und es gab manche, die
Zivilcourage bewiesen, indem sie sich wehrten'
1945
Luftangriffe hatten das Schulgebäude schwer beschädigt. Brandwachen,
die vor allem von Schülern übernommen worden waren, hatten Schlimmeres
verhindert. Völlig zerstört wurden die Seitenflügel, das
Sternwarte–Türmchen auf dem Dach und die Aula. Das Hauptgebäude
blieb in seinen wesentlichen Teilen erhalten, so dass es anfangs auch Räume
für ein weiteres, völlig ausgebombtes Gymnasium zur Verfügung stellen
konnte, allerdings nur im Schichtunterricht. Der Neuanfang begann mit
dem Auszug der Gäste, des heutigen Humboldt-Gymnasiums, und einem neuen
Namen für die Scharnhorst-Schule: Leibniz-Gymnasium.
Eine nochmalige Namensänderung ist glücklicherweise nicht zu erwarten,
da die Tatsache, dass der hervorragende wissenschaftliche Ruf des
Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) noch nie von
einem Zeitgeist oder einer Ideologie angezweifelt worden ist, sicherlich
auch für die Zukunft gelten wird.
1946 - 1961
In diesen Jahren wurde das Hauptgebäude wiederhergestellt. Neu
aufgebaut wurde der rechte Seitenflügel, in dem u.a. Bibliotheken und
Lehrerzimmer untergebracht sind. Auf der gegenüberliegenden Seite des
Schulhofs entstanden eine Sporthalle und eine Aula.
Schuljahr 67/68:
"Die Geschlechter büffeln zusammen",
so der Titel eines Berichts über das Leibniz–Gymnasium, an dem sich
zum erstenmal Mädchen anmelden konnten. Auch zeigten sich die ersten
Frauen im Lehrer/Innen- Kollegium.
Schuljahr
68/69:
"Die Schülerschwemme"!
Das Leibniz-Gymnasium erhielt so viele Anmeldungen dass sich für das fünfte
Schuljahr fünf Klassen ergaben. Aus Platzmangel mussten einige Klassen
in einer Dependance an der Schwerinstraße unterrichtet werden. Aus
dieser entwickelte sich eine neue Schule, das Gymnasium an der Rückertstraße.
1973 – 1975
Da die Schule "aus den Nähten platzte", wurde ein
Erweiterungsbau mit sieben Klassenräumen neben der Aula errichtet. Außerdem
erfolgte eine Gesamtrenovierung der Schule, die so umfangreich war, daß
die Orientierungsstufe und die Sekundarstufe I in anderen Gebäuden oder
auch in provisorischen Pavillons unterrichtet werden mußten. Leider war
dies die letzte Renovierung, viele Schulen haben ähnliches zu beklagen.
Heute machen Schüler, Eltern und Lehrer aus der Not eine Tugend,
greifen zu Pinsel, Anstreich-Rolle und Farben, um die Klassenräume
wohnlicher zu gestalten. Wände werden neu getüncht, mit Bildern und
Graffiti bemalt, mit Fotos, Wandbehängen und Schülerarbeiten aus dem
Kunstunterricht geschmückt. Einen Vorteil hat der Geldmangel der Stadt:
Durfte nach der Gesamtrenovierung noch nicht einmal eine Heftzwecke in
eine Wand gedrückt werden, so können die Schüler heute (beinahe)
hemmungslos ihre Kreativität entfalten. So werden auch Klassenmöbel
bunt gestrichen, und Schüler der Kunst-AG malen Bilder auf Außen- und
Flurwände.
Schuljahr 74/75:
Der Beginn der Oberstufenreform
hatte Folgen, die jedes Gymnasium betrafen: zusätzlicher Arbeitseinsatz
und Fortbildung der Lehrer waren gefragt. Lehrer, die in der Verwaltung
arbeiteten, mussten neue Probleme lösen, auch die, die sich aus einem
vorherigen Beschluss der Lehrerkonferenz ergaben:
Am Leibniz-Gymnasium werden als zusätzlicher Ausbildungszweig in den
Jahrgangsstufen 5-10 Sonderklassen für griechische Schüler
eingerichtet. Schon seit Jahren bildeten die griechischen Schüler unter
den ausländischen Kindern die stärkste Gruppe, so dass sich dieser
Beschluss als sehr sinnvoll erwies. Der Ruf des Leibniz-Gymnasiums, sich
besonders für griechische Schüler einzusetzen, zeigte seine Wirkung:
Viele neue griechische Schüler meldeten sich an, um die Möglichkeiten
zu nutzen, sich einerseits in einem fremden Land (an einer deutschen
Schule) zu integrieren und international anerkannte Abschlüsse zu
erwerben.
Andererseits bot das Leibniz-Gymnasium ihnen mit seinen Sonderklassen
die Möglichkeit, sich ihrer eigenen kulturellen Herkunft zu
vergewissern, über diese mehr zu erfahren und - nicht zuletzt - die
eigene Kompetenz in der Muttersprache zu verbessern. Letztes Ziel dieser
Klassen war, den Schülern zu helfen, eine eigene Identität zu
entwickeln, an der zwei Kulturen und zwei Sprachen mitwirken.
Das Leibniz-Gymnasium hat aus diesen Sonderklassen gelernt, aus
positiven und negative Erfahrungen. Das Ergebnis war die Einrichtung
eines bilingualen Ausbildungszweiges: Heute beginnen die griechischen
Schüler wie die deutschen mit Englisch als erster Fremdsprache.
Neugriechisch wird für sie als zweite Fremdsprache angeboten. In
anderen Fächern erhalten sie zusätzlich muttersprachlichen Unterricht.
1993 – 1995
Die positiven Erfahrungen mit den griechischen Schülern – so gab es
am Leibniz–Gymnasium bis heute nie das Motiv "
Fremdenfeindlichkeit" oder "Rassismus" in
Disziplinarkonferenzen - , hatten zu Überlegungen geführt, die alle
ausländischen Schüler betreffen sollten. So wurden in diesen Jahren in
den Jahrgangsstufen 5 und 6 Sonderklassen mit interkulturellem
Unterricht eingerichtet. Heute gibt es diese nicht mehr, statt dessen
ist interkultureller Unterricht Bestandteil des Schulprogramms.
Einzelheiten sind
nachzulesen in der
Festschrift zur 100-Jahr-Feier 1996
(erhältlich im Sekretariat der Schule für 10€)
Kontakt
: Christiane
Grope
(Lehrerin am Leibniz Gymnasium)
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